1. Queeres Forum Lörrach

Am 21. Juni 2022 lud der Arbeitskreis Frauen- & Geschlechterpolitik zum ersten Queeren Forum Lörrach ein. Anlässlich des Pride Monats sollte es darum gehen, wie wir queeres Leben außerhalb der Großstädte gestalten und fördern können. Unsere Leitfragen waren Wie können wir nachhaltige Anlaufstellen und Safe Spaces in Lörrach schaffen und aufrechthalten? Wie können wir queeres Leben hier vor Ort präsenter machen? Eingeladen haben wir Akteure aus der LGBT+- und Jungendberatung, selbstorganisierte Aktive und unseren Grünen Landesvorsitzenden Pascal Haggenmüller.

Schnell wurde deutlich, dass unsere Aktion den Nerv der Zeit trifft, denn trotz der kurzfristigen Planung war in unserer Geschäftsstelle am Dienstag jeder Platz besetzt. Mit dabei waren neben Pascal das Team der ProFamilia-Stelle hier in Lörrach, der Vorsitzende des Stadtjugendring Lörrach und Mitglied im Kreisvorstand der SPD Rheinfelden Daniele Cipriano, die beiden Ansprechpersonen des Projekt Queer im Landkreis der FLUSS e.V. Freiburg sowie Vertreter des Anyway Basel und LöGBTQ+.

Ganz schnell wurde deutlich: Alle Anwesenden wünschen sich mehr Angebote für unseren Kreis!

Die ProFamilia beobachtet einen großen Bedarf an Beratungsangeboten: das Team bietet Workshops für Schulen an, in welchen sie über Sexualität aufklären. Queere Themen gehören hier fest dazu, sind aber nur Teil eines umfassenderen Aufklärungsangebots. Zudem kommt, dass ProFamilia in ihrem Pensum längst nicht alle Anfragen von Schulen bedienen kann. Das Team verzeichnet zudem immer mehr Beratungsanfragen für die Familienplanung gleichgeschlechtlicher Paare.

FLUSS e.V. bietet auf ehrenamtlicher Basis in Freiburg Beratungsangebote für queere Jugendliche an, auch sie sind an Schulen aktiv. Das Team von FLUSS e.V. beobachtet immer wieder, dass Jugendliche aus dem Kreis Lörrach ihre Angebote in Freiburg nutzten, da Freiburg für viele die nächstgelegene Anlaufstelle ist. Das kann so nicht sein: Es muss Angebote vor Ort geben, die für Jugendliche sicher und einfach zu erreichen sind. Fahrtkosten und lange Fahrtzeiten sind hier ein besonderes Hindernis, vor allem wenn Jugendliche die Beratung ohne Wissen der Eltern annehmen wollen. Deshalb soll das neugeschaffene Projekt Queer im Landkreis das nachhaltige Beratungs- und Vernetzungsangebot für queere Jugendliche in den kommenden Jahren in den Landkreisen Rund um Freiburg ausbauen. Auch die Sensibilisierung zu queeren Themen von Menschen, die hier mit Jugendlichen arbeiten, sehen sie als Teil ihre Aufgabe.

Im Anyway Basel und auch in LöGBTQ+ haben sich junge Menschen selbst organisiert, um die für sie fehlenden Räume selbst zu schaffen. Das Anyway Basel bietet einen Treffpunkt und eine Anlaufstelle für junge queere Menschen in Basel. Das Team dort bietet auch Beratungsmöglichkeiten und Workshops zur Sensibilisierung an und ist dem weiteren schweizer Netz Milchjugend angeschlossen.

Der LöGBTQ+ Treff Lörrach ist eine Gruppe queerer Jugendlicher, die sich über Instagram zusammengefunden und selbst vernetzt haben. Sie möchten hier in Lörrach eine Plattform zum Kennenlernen anbieten und so die queere Community hier im Kreis ausbauen. Ihr erstes Treffen ist am 24. Juni (Details findet ihr auf der Instagram-Seite – siehe unten).

Für queere junge Menschen ist immer wieder die Schule ein Konfliktpunkt. Neben offen homo- und transfeindlichen Mitschüler*innen sind es auch immer wieder unaufgeklärte Lehrende, die schlechte Erfahrungen und Erlebnisse in der Schule verursachen. Auch dagegen möchte Anyway Basel und LöGBTQ+ vorgehen. Das Personal an Schulen muss für queere Themen sensibilisiert und aufgeklärt werden, damit es diese Aufklärung im Unterricht weitergeben kann. Schulen brauchen Anlaufstellen und sichere Bezugspersonen für queere Jugendliche. Gegen Homo- und Transfeindlichekeit im schulischen Kontext müssen unsere Schulen aktiv vorgehen.

Neben den Angeboten für queere Jugendliche wurde auch die Situation von queeren Erwachsenen im Kreis besprochen. Denn für sie gibt es noch weniger Kontakt- und Beratungsmöglichkeiten. Dies ist besonders deshalb problematisch, da unter den aktuellen Erwachsenengenerationen viele queere Menschen ihr Coming-Out erst im Erwachsenenalter erleben. Auch für sie müssen Beratungsangebote nah und einfach zugänglich sein.

Pascal Haggenmüller sprach über die Möglichkeiten und Chancen, die der Koalitionsvertrag für die queere Community in ganz Deutschland bereitstellen wird. Die Änderungen im Familienrecht und die Ersetzung des Transsexuellengesetzes durch ein Selbstbestimmungsgesetz versprechen hier wichtige und lang ersehnte Änderungen. Nach einer kurzen aber intensiven Runde konnten wir Pascal mit viel Input aus Lörrach zurück nach Stuttgart senden.

Zum Ziel hatte dieses erste Treffen des Queeren Forums Lörrach, dass sich die Akteur*innen im und um den Kreis kennenlernen und sich untereinander vernetzten können. Dies ist uns gelungen. Dass die jungen Engagierten hier Kontakte zu Organisationen und Projekten knüpfen konnten, dass sie nun Ansprechpartner*innen und Hilfestellung haben, freut uns besonders. Die Eigeninitiative der jungen Teilnehmenden ist aber auch Motivation und Antrieb für uns, Dinge selbst in die Hand zu nehmen und unser eigenes Engagement und Angebot auszubauen.

Wir freuen uns schon jetzt darauf, dieses neue Netzwerk weiter auszubauen und ein zweites Queeres Forum zu planen. Wir bedanken uns bei allen Teilnehmenden!

Der AK Frauen- & Geschlechterpolitik

Zu den Teilnehmenden