Landwirt und Grüner mit neuem Tonfall – Gerhard Zickenheiner unterwegs mit Kevin Brändlin in Huttingen

Teilweise kontroverse Gesprächsausschnitte aus dem Kreistag zwischen Gerhard Zickenheiner, Bundestagskandidat der Grünen und Kevin Brändlin, Landwirt und Kreisrat der FDP, schafften es schon mehrfach in die Lokalpresse. Nun trafen sich beide  auf Brändlins Plantagen in Huttingen zum Spaziergang mit Publikum, um über Landwirtschaft zu reden.

 

In den Obst- und Beerenanlagen des Obsthof Brändlin erläuterte Kevin Brändlin zuerst die Schüttelkirschenanlagen: Die großen Bäume, unter denen eine Wiese blüht, die von Schafen gepflegt wird, werden nach Unterspannen eines Tuches maschinell geschüttelt. Für Marmeladen und Gefrierobst eine ideale Anbauform. Eine hauseigene Erfindung, die in der Fachwelt gerade Furore macht, stellt Brändlin mit seinen UFO- Anlagen vor: Als „Upright Fruiting Offshoots“ bezeichnet er Bäume, die diagonal gesetzt werden, aber senkrechte Fruchtzweige ausbilden. Deutlich mehr Ertrag und einfachere Ernte seien die Folge, so Brändlin.

Einig sind sich Brändlin und Zickenheiner in der Beurteilung der Bedeutung regionaler Vermarktung für unsere Landwirtschaft: Direkt vermarktende Bauern können die Wertschöpfung ihrer Erzeugnisse steigern. Nebenbei entsteht eine Bezugsebene über die regionalen Produkte für die Käufer. Man weiß, wo sein Essen herkommt, kann sogar hinfahren und sehen, wie es produziert wird. So entsteht Heimat, meint Zickenheiner, man identifiziert sich mit der Region, den Produkten und auch mit den Landwirten. „Vielleicht ist das der Weg zu breiterer Bereitschaft, für gutes Essen einen fairen Preis zu zahlen.“

Kritisch sehen beide das Vorurteil, Bio sei das Allheilmittel auf dem Weg zur Nachhaltigen und gesunden Ernährung. „Landwirte gehen heute viel sorgsamer mit Pflanzenschutz um wie früher“, so Brändlin, der den Bienen zuliebe über die Blütezeit nachts spritzt und mit Imkern zusammenarbeitet. „Die Nachhaltigkeit des Anbaus zu verbessern liegt schon im Eigeninteresse der Landwirte und es gibt mittlerweile viele gute Ansätze unabhängig vom gewählten Zertifizierungsweg.“, führt Brändlin fort. Zickenheiner stellte in Frage, wie es um die Nachhaltigkeit von Bioprodukten aus Übersee stehe, die wir in der Plastik-Hartschale geliefert bekommen. Man war sich einig, es gibt oft kein Schwarz oder Weiß bei der Betrachtung der Produktionsmethoden und beide Seiten seien zukünftig gut beraten, die Abwägungen hinsichtlich der Nachhaltigkeit ohne Dogmen zu vollziehen. Den Weg zu möglichst umfassender Umweltverträglichkeit sollte man im Dialog gehen. Zu Verzerrungen führt, so Zickenheiner, die gegenwärtige Förderpolitik, die Großbetrieben Vorteile gegenüber den Kleineren verschaffe. „Wir leben in einer Region, die aufgrund ihrer Struktur und Topografie noch überwiegend kleine und mittlere Landwirtschaften vorweisen kann, denen es aber zunehmend wirtschaftlich schlecht geht. Dabei sind wir die ideale Vorlage für eine zukünftige Form regionaler Landwirtschaft in Deutschland, die einen großen Teil der Ernährung ihrer Bürger stellen kann und gleichzeitig die Kulturlandschaft pflege, die für die Gesellschaft einen großen Identifikations- und Freizeitwert hat.“ Das gelte es zukünftig vorrangig zu fördern, so Zickenheiner.