Mit dem Elektroauto durch die Energiekrise?

Thomas Hentschel zu Besuch in Lörrach

Foto von Daniela Labedz

Am Montag, den 7. November, begrüßte Ulrike Fröhlich, Vorstandsmitglied und Stadträtin aus Weil am Rhein, den Landtagsabgeordneten Thomas Hentschel (WK Rastatt) in unserer Geschäftsstelle.  Thomas Hentschel ist ein wahres grünes Uhrgestein: seit 1994 ist er politisch für die Partei aktiv. Heute ist er der Sprecher für Justiz und der Sprecher für klimaneutrale Antriebe.

Nachdem Thomas den Tag mit unseren MdLs Josha und Nikklas im Kreis unterwegs war, sprach er am Abend vor einem interessierten Publikum über die aktuelle Energiekrise, den Antriebswandel und die Rolle der E-Mobilität in den kommenden Jahren.

Die gesetzliche Grundlage für klimapolitische Maßnahmen im Land ist das Pariser Klimaabkommen. Darüber hinaus stellte das Bundesverfassungsgericht 2021 fest, dass das beschlossene Klimaschutzgesetz nicht mit dem Artikel 20a des Grundgesetzes vereinbar ist.

Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung durch die Gesetzgebung und nach Maßgabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung.

Art. 20a GG

Es geht heute also gar nicht mehr darum ob, wir die Klimaziele erreichen sollten, sondern darum wie wir sie erreichen. Hier setzt die Politik unserer grünen Landesregierung an, so Thomas.

Im Jahr 2020 nahm der CO2-Ausstoß in Deutschland alleine im Verkehr um 11% zu. Der Verkehr macht jetzt mit etwa 30% den größten Sektor im deutschen CO2-Ausstoß aus und löst den Energie-Sektor ab. Zurück geht diese Steigerung auf den zunehmenden Güter- und auch Freizeitverkehr. Trotz zunehmender Homeoffice-Möglichkeiten sehen Experten hier keinen Rückgang, sondern zeichnen vielmehr Prognosen eines weiteren Anstiegs. Diesem Ansteigen des CO2-Ausstoßes im Verkehrswesen muss eine Verkehrs- und Antriebswende entgegenwirken. Nur so schaffen wir es, in Baden-Württemberg bis 2030 klimaneutral zu leben. Das ist das Ziel unserer Landesregierung.

Doch die nun ausgebrochene Energiekrise wirft Fragen auf. Können wir in der Antriebswende auf E-Mobilität setzen, wenn Energiepreise immer höher werden und mehr Verbrauch auch mehr Abhängigkeit bedeuten kann?

Als erstes stellte Thomas klar: „Wir laufen zu Fuß aus der Energiekrise.“ Ziel ist es immer, die Abhängigkeit vom Individualverkehr zu reduzieren und alternative Verkehrskonzepte zu entwickeln. Es ist aber ebenso klar, dass es weiterhin individuellen Verkehr geben wird. In diesen Fällen ist die  E-Mobilität der energieeffiziente Weg zur Klimaneutralität des Verkehrssektors. Deshalb hat das Land Förderprogramme entwickelt, die Anreize schaffen, zum Beispiel Ladeinfrastruktur für E-Autos in privaten Gebäuden zu bauen. Zusätzlich werden Ladestationen z.B. für Taxiunternehmen gefördert. Thomas wünscht sich, dass vor allem in den Parkhäusern der Unternehmen und im öffentlichen Raum das Angebot zum Laden von E-Autos verbessert wird: „Die Ladestationen sollen da stehen, wo Menschen eh schon ihre Zeit verbringen.“

Die Rolle von eFuels und Wasserstoff schätzte Thomas in der Antriebswende eher klein ein. Wasserstoff sei zwar leicht zu produzieren, hat aber in der Lagerung und im Transport einen hohen Energieaufwand. In manchen Branchen, wie etwa der Stahlproduktion, ist Wasserstoff unabdingbar. Unsere finanziellen und wissenschaftlichen Ressourcen sollten dort die Nutzung von Wasserstoff vorantreiben und optimieren, nicht ihre Nutzung in Autos – so Thomas. Für eFuels spricht, dass man Benzin- und Dieselfahrzeuge umrüsten und weiter nutzen könne. Die nötigen Mengen an Kraftstoff, die ein Auto verbraucht, sind aber wesentlich höher als bei vergleichsweise Diesel. Ein komplettes Ersetzen der alten Antriebsstoffe durch eFuels wird deshalb nicht möglich sein. Sie werden ihren Einsatz wohl eher in der Beimischung in der Luftfahrtindustrie und dem Schiffsverkehr finden.

Alle drei alternativen Antriebsformen, das betonte Thomas am Ende nochmals, haben ihre Nachteile. In allen Fällen ist die Rohstoffgewinnung problematisch und wirft Fragen nach der politischen und sozialen Lage in den Herkunftsländern auf. Die E-Mobilität hat aber klare Vorteile gegenüber dem Wasserstoffantrieb und den eFuels: in der E-Mobilität haben wir aktuell eine Ausbeute von 80%. Zudem können wir jetzt schon mehr als 95% der verwendeten Batterien recyceln. Dennoch darf man nicht vergessen: Ziel ist es nicht, die bestehenden Fahrzeuge durch E-Fahrzeuge zu ersetzten. Wir müssen uns weg bewegen von der individualisierten Mobilität. Wichtig sind deshalb ein gut ausgebauter Nahverkehr, Multi- und Intermobilität.

Weitere Informationen zu Thomas Hentschel und dem Thema findest du hier.